Schwierige Entscheidung: Wenn relativ zum Preis bewerten, dann wohl sehr gut. Andererseits gemessen am (nicht nur, aber auch subjektiven) Hörgenuss ...
Daher die Kür vorweg: Die Digital-Schnittstelle des Gerätes verhält sich wie zu erwarten. Einfach im Operation Mode (USB-) "Audio Interface" den SPDIF-Aus-/Eingang verkabeln. Das Beschicken und Abholen der digitalen Signale erfordert(!) unter Windows die (Asio!) Treiberinstallation, da es wie gewohnt von der (Asio-fähigen!) Recordinglösung übernommen wird. So gesehen also eigentlich sehr gut. Ein günstiges Digital-Interface für Notebook, Tablet o.ä. (nicht nur, aber eben auch), dessen SPDIF Eingang in meinem Setup und bei doppelter Samplerate sogar den AES Out der AD-Wandlung "verstanden" hat (unter Verwendung eines passiven AES to SPDIF Umsetzers). Und ja, über das Direct Monitoring kann man auch das Signal am digitalen Eingang abhören - für meine Arbeitsweise erübrigt sich damit das Thema Latenz. Die einzigen Einschränkungen in dieser Betriebsart waren:
1) Das Gerät synchronisierte sich (und damit auch seinen SPDIF-Ausgang) immer auf den Takt eines Signals am SPDIF-Eingang, d.h. der SPDIF-Ausgang des Gerätes kann dann nicht den Referenztakt vorgeben.
2) Nicht nur der Wechsel des Operation Mode, sondern auch das Umverkabeln (d.h. Unterbrechung) des SPDIF-Einganges kann einen Neustart des Gerätes erfordern. Wohl auch die Recordinglösung wird dann einen Neustart benötigen, um das "neu" eingeschaltete Gerät korrekt einzubinden.
Neben der Digitalschnittstelle ist das Gerät beladen mit weiteren Features, die in anderen Nutzungsszenarien bedeutend sein können und daher ebenfalls bewertet werden sollten:
Der Kopfhörerverstärker ist nicht schlecht, auch bei längerem Hören. Er klingt irgendwie knackig und wirkt direkt. Im direkten Vergleich aber fehlt etwas Vorne-Hinten-Tiefe und auch das Links-Rechts ist weniger räumlich mit Tendenz zur Zweidimensionalität.
Die Wandler (alles bei doppelter Samplerate) klingen ebenfalls nicht schlecht. Eine Wandlung DA > analoges Line-Kabel > AD kommt bereits erstaunlich nahe an das Original heran. Dem bloßen Hören nach ging der analoge Ausgang (Main Out) oder der analoge Eingang (Input 1/2, noch vor dem Gain 1/2) bei höherem Signalpegel in leichte Sättigung. Mehr Transparenz gab es bei geringerem Signalpegel und entsprechend höherem Gain 1/2. Auch bei der DA-/AD-Wandlung wieder ein tendenziell "knackiger" Klang bei leichtem Verlust der Räumlichkeit. Alles klingt einen Tick weiter weg, als im Original.
Ein ähnlicher Eindruck bei den Mikrofon-/Preamps. Vorweg: Selbst bei Batteriebetrieb reichte die Phantomspeisung für ein Mikrofon mit relativ großem Strombedarf. Michael Jacksons "Working Day and Night" wird angenehm umgesetzt, nichts scheint zu fehlen, der Hall ist gut heraushörbar und im Hintergrund spielt die Glas-/Percussion. Anders bei einem dedizierten Mikrofonpreamp dessen Line Ausgang an Input 1 und damit ebenfalls über die AD Wandlung des Gerätes geht: der Hall ist detailliert, drängt sich aber weniger auf, alles wirkt etwas lebendiger und bei der sehr schnellen Glaspercussion werden die einzelnen Anschläge erfasst. Im Vergleich liefern also auch die Mikrofon-/Preamps des Gerätes nicht schlecht klingende Ergebnisse, die wie gehabt ein wenig hintergründiger bleiben. Bei dem Test mit externem, dediziertem Mikrofonpreamp ergab sich erneut bei geringerem Line-Eingangspegel und höherem Gain1 am Gerät ein transparenteres Klangbild.
Nutzung als Standalone DA-Wandler (z.B. für's Abhören): In direktem Vergleich lieferte das Gerät weniger Tiefbass und etwas weniger Details als ein Consumer Electronics DA aus Fernost für den 0,2-fachen Preis. Ein Professional Audio DA von der US-amerikanischen Ostküste für knapp den 3,5-fachen Preis liefert deutlich definierteren, luftigeren Bass, definiertere Höhen (z.B. Becken) und vor allem ein Hörempfinden, als wäre man mehr "im Raum" und weniger "vor der Leinwand".
Also: Der Analog-Teil inklusive der Wandlung von/nach Digital ist mehr als nur brauchbar. Aber es geht in jeder Stufe Räumlichkeit und Natürlichkeit verloren. Dennoch klingt es so gut (oder: nicht schlecht), dass man sich schnell daran gewöhnt und es dann nicht mehr bemerkt. Es ist wohl die Preisklasse, die Nutzbarkeit als USB-Interface und die Wahlfreiheit der Spannungsversorgung (z.B. auch externes USB-Akku oder interne Akkus bzw. Batterien) zu bedenken. Für hohe Ansprüche (z.B. Klassik, Jazz, Akkustik, Vocals etc.) scheint mir persönlich die SPDIF-Schnittstelle des Gerätes schon geeignet. Für Projekt-, Demo- und andere Vor-Arbeiten hätte ich auch hinsichtlich des Analogteils und der Wandler kaum Bedenken.