Der SPL Vitalizer MK2-T als Plugin-Version von Plugin Alliance ist eine Emulation der gleichnamigen Hardware, die ursprünglich in den frühen 90ern (genauer: 1991) erschien. Damals war der Vitalizer eine kleine Revolution im Mastering-Bereich: ein psychoakustischer Equalizer, der Frequenzanteile so aufbereitet, dass sie vom menschlichen Gehör als transparenter, breiter, detailreicher wahrgenommen werden. Kein klassischer EQ also, sondern eher ein Klangveredler mit Fokus auf psychoakustische Optimierung. Die MK2-T-Version des Originals nutzte dabei sogar Röhrentechnik, was in Kombination mit der Signalbearbeitung für einen sehr eigenen Klangcharakter sorgte.
Das Plugin will genau das replizieren – und schafft das meiner Meinung nach nur bedingt. Klar, es klingt nicht schlecht. Im Mix sorgt es bei behutsamem Einsatz durchaus für ein bisschen mehr Offenheit im Stereobild und kann bei Vocals oder Einzelinstrumenten den Sweet Spot zwischen Präsenz und Luftigkeit besser treffen. Auch das „Bass Sound Shaping“ kann nützlich sein, um etwas Substanz nachzureichen – aber genau hier wird es schnell kritisch. Wer zu viel zudreht, erzeugt weniger Fülle als vielmehr undefinierte Tiefe – vor allem in dichten Arrangements wird das schnell matschig.
Was das Plugin in meinen Augen limitiert, ist genau der Versuch, die Hardware möglichst originalgetreu nachzubauen. Das Problem: Die originale Hardware lebt gerade von ihren Eigenheiten – von ihrer leicht chaotischen, musikalischen Imperfektion, die aus Bauteiltoleranzen, Röhrensättigung und analogem „Schmutz“ besteht. Diese Dinge lassen sich algorithmisch – zumindest mit heutiger DSP-Technologie – nur bedingt abbilden. Deshalb finde ich persönlich, dass moderne Plugins, die gar nicht erst versuchen, analog zu klingen, sondern stattdessen neue kreative Möglichkeiten bieten, oft den größeren Mehrwert liefern. Wer aber genau diesen authentischen Sound des SPL Vitalizer MK2T sucht, der sollte lieber zur Hardware greifen, die es immer mal wieder gebraucht für wenige hundert Euro gibt - wobei natürlich klar ist, das wenige hundert Euro deutlich mehr als wenige zehn Euro sind ;-)
Der Vitalizer MK2-T ist für mich deshalb kein Wundermittel. Kein Plugin, das „magisch“ einen Mix verbessert. Es ist ein Werkzeug unter vielen – brauchbar, solide, aber nicht überragend. Wer gezielt mit Höhenanhebung, breiten Stereo-Informationen oder subtiler Bassbearbeitung arbeiten möchte, kann hier durchaus etwas herausholen. Aber: Man muss wissen, was man tut. Und man sollte sich nicht der Illusion hingeben, hier mit wenigen Reglern „Glanz“ über alles zu streuen. Das funktioniert in der Praxis einfach nicht so.
Unterm Strich bleibt: ein gut gemachtes Plugin mit einem spezifischen Einsatzzweck, der sich vor allem dann auszahlt, wenn man subtil und kontrolliert arbeitet – und sich nicht zu sehr vom Vintage-Mythos blenden lässt.
Vorteile
+ Emulation eines bewährten, analogen Klangveredlers
+ Fördert bei sparsamer Anwendung Transparenz und Breite
+ Charaktervoller Höhenbereich mit psychoakustischem Ansatz
+ Vergleichsweise günstige Möglichkeit, in das Vitalizer-Prinzip einzusteigen
Gut zu wissen
- Klanglich kein vollständiger Ersatz zur Hardware
- Bassbearbeitung kann bei Überdosierung schnell ins Gegenteil umschlagen
- Der oft zitierte „Wow“-Effekt bleibt in der Praxis meist aus