Nach meiner anfänglichen Freude mit der Ibanez muss ich jetzt nach einem halben Jahr ein paar Punkte revidieren.
Positive Punkte sind:
Der Hals spielt sich praktisch von selbst und ist sehr ergonomisch, wie auch der Korpus.
Die Gitarre ist auch sehr leicht und schont damit Nacken und Rücken.
Sie ist sehr gut ausbalanciert (Freiheit bei der Auswahl eines schönen Gurtes) und die Soundvarianten des speziell verschalteten Ibanez 5-Wege-Schalters klingen allesamt gut.
Die Holzmaserung sieht in Wirklichkeit noch besser aus als auf den Produktfotos und durch die naturechte Lackierung ist die Maserung auch haptisch vorhanden.
Die Mechaniken sind ausreichend stimmstabil und wenn man etwas Kettenöl fürs Motorrad auf die Beilagscheibchen gibt laufen sie auch sehr geschmeidig. und ohne Leerlaufzonen.
Negativ:
Man sollte sich mit dieser Gitarre definitiv den Rockinger Gitarrenworkshop durchlesen; mit der Gitarre habe ich viel gelernt.
Nach mehreren verschiedenen Saitensätzen, Versuchen die Gitarre einzustellen, einem getauschten Sattel und vielen Übungsstunden kann ich mit Sicherheit sagen: Die Oktavreinheit vor allem der tiefen H-Saite lässt sich mit einem 09-52 Saitensatz sauber einstellen, aber nur, wenn man die Feder am Saitenreiter entfernt. Nur so kriegt ihr die notwendige Mensurlänge zusammen und die Powerchords klingen sauber. Lasst euch nicht einreden, dass ihr nicht spielen könnt, und lasst euch nicht erzählen, dass man damit leben muss, dass eine Gitarre nicht perfekt intonierbar ist, man muss nur wissen, was man tun muss, dann geht das alles.
Punkteabzug bei der Verarbeitung gibt es deswegen, weil eine der Schrauben am 5-Wege-Schalter nicht angezogen war und der Schalter deshalb schief im Korpus hing. Weiters sind mir - wie einem Kollegen hier in den Bewertungen auch - ebenfalls ein, zwei kleine Macken am Korpus aufgefallen; wie auch die etwas hemdsärmelig ausgeführte Binding-Lackierung.
Ich musste bei meiner Gitarre jetzt den Sattel gegen einen Graph Tech Schecter Style Guitar Nut tauschen, der ohne Nacharbeiten 1:1 draufgepasst hat. Dabei hat sich das Sustain um mehrere Sekunden verlängert, das Stimmen geht um Welten besser und der Klang ist auch besser. Da war bei meiner Gitarre offenbar ein recht mieser Plastiksattel verbaut. Dafür einen weiteren Stern Abzug bei Verarbeitung.
Ebenfalls hat mich, wie bei jeder ST-Style Gitarre, der Knopf des Volume Poti nach einer Weile so genervt, dass ich ihn abgenommen habe, weil ich beim Spielen dauernd mit der Hand dagegengeknallt bin. Ohne Knopf spielt man wesentlich weniger verkrampft; aber die Metallachse des Potis steht halt jetzt blank raus.
Wenn man sich den oben beschriebenen Arbeiten und Modifikationen gewachsen sieht, kriegt man eine gute Tuningplattform. Wenn man vorhat, die notwendigen Arbeiten bei einem Gitarrenbauer machen zu lassen, kann man gleich in eine Gitarre um 700-800€ investieren und sich den Aufwand sparen, da kriegt man dann auch gleich werksseitig originale DiMarzio Tonabnehmer in die Gitarre gebaut.